Auch auf der Bundesstraße 51, auf der zwei Abbiegespuren zur zukünftigen Klinik gebaut werden. Außerdem muss der Radweg verlegt werden und ganz genauso der Graben, der Bedeutung für die Ableitung des Regenwassers hat.
Die Archäologen auf der Suche nach historischen Bodenschätzen waren die ersten, die sozusagen unter die Grasnarbe blickten. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte demnach entschieden, die Oberschicht einen halben Meter tief abzutragen. 45 000 Kubikmeter Erde mussten also bewegt werden.„Das ist weitestgehend abgeschlossen“, so der Geschäftsführer.
Ob die Archäologen etwas gefunden haben und wenn ja, mit welcher Bedeutung, ist unklar. Eine Anfrage dieser Zeitung an das Landesamt für Denkmalpflege blieb bisher unbeantwortet.
Der nächste wichtige Schritt: die Einrichtung der Baustraße, eine Lebensader von ganz besonderer Bedeutung. Denn: „Für die Baugrube müssen 150 000Kubikmeter Erde abgefahren werden“, erläutert Uwe Lorenz. Dieser Mutterboden wird in Mieten systematisch gelagert und später wieder auf dem Gelände eingebracht. Als Bauherr beschäftigt der Klinikverbund einen Bodenmanager, der sich um den Erhalt der Bodenqualität kümmert – und die Mieten ganz bewusst mit einer Rasenschicht „versiegelt“. Denn würden sich auf dem nackten Mutterboden Wildkräuter ansiedeln, dann würden sie wichtige Nährstoffe aus dieser Erde ziehen. „Der gute Zustand des Bodens soll erhalten bleiben“, begründet Uwe Lorenz das Bodenmanagement.
Eines zeichnet sich jetzt schon ab: Wahrscheinlich muss das Grundwasser auf dem Gelände abgepumpt werden. Das soll geschehen, sobald die Baustraße fertiggestellt ist. Erst nach den Entwässerungsarbeiten könnte dann die Baugrube ausgehoben werden.
Parallel werde die Vergabe für die komplette Baustellenlogistik vorbereitet,heißt es zu den Arbeiten. Auch das ist eine herausfordernde Aufgabe, denn für das Großprojekt müssen Baustellen-Container, Duschen und Toiletten sowie die Entsorgung von Abfällen nebst anderen Notwendigkeiten wie die sprichwörtlichen Räder ineinandergreifen. Bis Ende des Monats soll die Ausschreibung abgeschlossen sein.
Geplante Eröffnung im Jahr 2028
Aber der nächste große Abschnitt des Projekts ist bereits in Arbeit: die Ausschreibung für den Rohbau. Wann dafür der erste Stein gesetzt werden kann, ist noch unklar – und dafür spielt ein nicht kalkulierbares Faktum eine entscheidende Rolle: die Witterung.
Nach derzeitigem Planungsstand soll das neue Klinikum 2028 eröffnet wer-den. In Borwede entstehen 378 Betten insgesamt.
Den symbolischen Spatenstich hatte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi im Juni gesetzt und dabei ins Goldene Buch des Landkreises den Satz geschrieben: „Wir machen Zukunft.“ In diesem Sinne hatte der Minister die zukünftigen Arbeitsbedingungen der rund 1 400 Beschäftigten und die Qualität der pflegerischen Versorgung gelobt. Nach aktuellem Stand kostet der Bau des Zentralklinikums rund 320 Millionen Euro. Den ersten Förderbescheid über 100 Millionen Euro (mit Geld des Landes und des Bundes)hatte der Landesgesundheitsminister im Februar an den damaligen Landrat Cord Bockhop überreicht. Der Betrag deckt also nicht mal ein Drittel der Gesamtkosten ab. Aber: Weitere 150 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln sollen folgen – je nach Baufortschritt. Den Rest finanziert der Landkreis Diepholz.
„Langsam ist hier nicht“, hatte Cord Bockhop während des symbolischen Spatenstichs im Juni zum Turbo-Verfahren betont.
Der Generalplaner Michael Ludes verwies auf das „innovative Konzept der funktionalen Ebene“ im neuen Klinikum, das kürzeste Wege für die kritischen Patienten bedeute. Er betonte genauso die Qualität der Pflege und der Arbeitsplätze, die das Klinikum in Borwede schaffe. Auch sei die ausgeklügelte Energieversorgung aus Windenergie seines Wissens bundesweit einmalig.
Artikel erschienen in der Kreiszeitung, am 07. August 2024, von Anke Seidel