Klimafreundliche Klinik der Zukunft

31 Ordner für Förderantrag - 307,5 Millionen Euro Baukostenzuschussfähig

Landkreis Diepholz – Er ist ein Meilenstein für die geplante Zentralklinik, die wegen ihrer Energieversorgung und Konzeption als einzigartig in Deutschland gilt: Den Förderantrag für das Projekt in Borwede hat der Klinikverbund jetzt beim Niedersächsischen Landesamt für Bau und Liegenschaften (NLBL) abgegeben. 31 Aktenordner umfasst dieser Antrag, in dem es um den Landesanteil an der Finanzierung des Klinik-komplexes plus Servicegebäude geht. Förderfähige Baukosten nach aktuellem Stand: rund 307,5 Millionen Euro.

Sie umfassen, so Landrat Cord Bockhop, „die kompletten Projektkosten inklusive der bis zum heutigen Tage bekannten Baupreissteigerungen so wieder Aufwendungen für das geplante Energiekonzept mit dem Ziel der Treib-hausgas-Neutralität bereits bei Inbetriebnahme“. Aus Hannover erwartet der Landrat mindestens 80 Prozent der Baukosten. Sein Argument während einer Pressekonferenz am Freitag im Kreishaus Syke: „Ein CO2-neutrales Hausbraucht Mehraufwendungen.“

Entscheiden über den Förderantrag muss der niedersächsische Krankenhausplanungausschuss, der dafür eine fachliche, aussagekräftige Grundlagebraucht. Genau die müssen nun Fachkräfte im NLBL erarbeiten. Dorthin hat Uwe Lorenz als Geschäftsführer des Klinikverbunds und Leiter des Projekts Zentralklinikum besagte Ordner gebracht. „Natürlich gibt es sie auch digital“, betont Uwe Lorenz – und spricht von einem „äußerst wertschätzenden Ter-min“ in Hannover.

Klinikverbund und Landkreis sind seit Langem im engen Dialog mit dem Land, um die Zentralklinik so schnell wie möglich realisieren zu können. An ihrer Seite: das Architektenbüro Ludes, das als Generalplaner praktisch ein „All-inclusive-Paket“ geschnürt hat. Matthias Ludes erläutert im Kreishaus Syke, wie die Kostenberechnung für die Klinik mit ihren 374 Betten entstanden ist – und stellt das Instrument „Building Information Modeling“ (BIM) vor: Mit dieser Technik ist ein „digitaler Zwilling“ der Klinik entstanden, der Ausstattung und Bedarf – zum Beispiel an Türen, Trockenbauwänden oder Stahl-trägern – „eins zu eins“ abbildet. „Wir sind mit den Planungen aber noch nicht am Ende“, fügt der Architekt hinzu und betont: „Wir planen kein 0815-Krankenhaus.“

Matthias Ludes beschreibt die Besonderheiten der Zentralklinik so: Das „Green Hospital“, die grüne Klinik, wird über einen Windpark mit Energie versorgt und verfügt über eine spezielle Speichertechnik. „Das ist ungewöhnlich und toll!“, so Christian Busch als Technischer Leiter des Klinikverbunds.

Nachhaltigkeit soll entstehen: Sowohl innen als auch außen kommt in der Zentralklinik großflächig Holz zum Einsatz. Weiteres Alleinstellungsmerkmal: der wie ein Park konzipierte Dachgarten. Außerdem wird die Robotik zum Krankenhausalltag gehören: Automatisierte Transportsysteme bringen Material bis auf die Stationen. Zukunftsorientierte IT-Konzepte und Arbeitsplätze prägen das digitale Krankenhaus. Außerdem wird in der neuen Zentralklinikfrisch gekocht.

Weitere Entwicklungen im Gesundheitswesen haben die Verantwortlichen schon heute im Blick – und gestalten das neun Hektar große Areal so, dass gesichert sind. Darum ist ein Parkhaus mit 480 Parkplätzen und E-Ladestationen geplant. Die Kosten in Höhe von 12,4 Millionen Euro sind nicht förderfähig, der Landkreis und sein Klinikverbund müssen sie selbst tragen.

„Wir hoffen, dass wir das, was wir investieren, wieder einsparen“, blickt der Landrat auf die Synergieeffekte der zukünftigen Zentralklinik, die attraktive

Arbeitsplätze bieten will. Das sei auch für die Pflege wichtig, betont Pflegedirektorin Brunhilde Ebenthal: „Wir erlauben uns heute eine Zwei- bis Dreifachstruktur“, blickt sie auf parallele Strukturen in den bisherigen Häusern Diepholz, Sulingen und Bassum. Vom Konzept der Zentralklinik sei sie „total überzeugt“.

Während in Hannover der Förderantrag bearbeitet wird, arbeiten Klinikverbund und Generalplaner schon an der Baugenehmigungs- und Bauausführungsplanung. Der Zeitplan ist eng, spätestens 2028 soll die Klinik eröffnet werden. „Wir planen mutig und setzen das auch um“, so Kreisrätin Ulrike Tammen. Sie ist überzeugt: „Das ist etwas, das erfreut auch das Land!“

 

Erschienen in der Kreiszeitung am Samstag, 04. Februar 2023, von Anke Seidel