Nachbarkreis eröffnet Zentralklinikum in Twistringen 2028 – Land Niedersachsen will Großteil finanzieren

Ganz andere Vorzeichen in Diepholz

Nicht nur im Kreis Minden-Lübbecke, auch im nördlich angrenzenden Niedersachsen werden derzeit Krankenhausverbünde umstrukturiert.  Von besonderem Interesse in der Diskussion um die Pläne der heimischen Mühlenkreiskliniken ist dabei immer wieder der Landkreis Diepholz. Dort soll es 2028 nur noch ein großes zentrales Klinikum geben. „Aus drei mach eins“ ist das Projekt des Klinikverbunds im Landkreis Diepholz überschrieben.

Die drei Krankenhäuser in Diepholz, Bassum und Sulingen sollen aufgegeben werden, und dafür wird auf der grünen Wiese in Twistringen-Borwede direkt an der B51 ein Grundstück bebaut und sämtliche Leistungen
dort zusammengeführt. Einzige Ausnahme: Das erst 2016 neu in Bassum eröffnete Zentrum für seelische Gesundheit mit 120 Betten soll dort bleiben. Für Bürger aus dem nördlichen Mühlenkreis ist dann eine stationäre Behandlung im Nachbarkreis keine so naheliegende Alternative mehr. „Wir hoffen aber, dass in unsere schöne neue Klinik auch weiter Menschen aus NRW kommen und den etwas längeren Weg gerne in Kauf nehmen“, sagt Uwe Lorenzen. Der Geschäftsführer des Diepholzer Klinikverbundes erläutert im Gespräch mit dieser Zeitung die Hintergründe, die Finanzierung und den Stand des Großprojekts. Die drei Häuser im Landkreis Diepholz (220.000 Einwohner, 2000 Quadratkilometer groß) sind unterschiedlich alt und verfügen zusammen über gut 500 Betten (inklusive Psychiatrie mit 120 Betten). Es gibt etwa 1400 Beschäftigte. Zum Vergleich:

Die Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke (310.000 Einwohner, 1100 Quadratkilometer groß) haben in ihren derzeit fünf Häusern etwa 2000 Betten sowie 5200 Beschäftigte.

 

Probleme durch Spezialisierungen

Wie Geschäftsführer Uwe Lorenzen erläutert, wurde 2018 beim Rückerwerb der drei Krankenhäuser vom privaten Betreiber Alexianer durch den Landkreis eine Debatte um die Zukunftsfähigkeit des Verbunds angestoßen. „Sind wir für 2035 richtig aufgestellt?“, habe die Frage gelautet und die sei nach aufwendigen Analysen mit „Nein“ beantwortet worden, sagt Lorenzen. „Wir haben dann gefragt, ob sich an den Standorten etwas verändern lässt oder ob man sich auf zwei Standorte konzentrieren sollte“, so Lorenzen.

„Wir kamen dann aber schnell zu dem Schluss, dass wir angesichts der aktuellen Entwicklungen am besten so mutig sind, alle drei Häuser für ein neues zu schließen.“ Denn das Grundproblem des Verbundes sei, dass es durch
die Spezialisierungen der Häuser zu vielen Verlegungen und weiten Wegen kommt. Mit einem Beinbruch könne man eben nicht in Bassum behandelt werden, mit einem Herzproblem nicht in Sulingen. „Unsere Idee lautete: Wir
brauchen einen zentralen Standort, der innerhalb von 30 Autominuten von überall aus dem Kreis erreichbar ist“, sagt Uwe Lorenzen. Und nach Beginn der Vorüberlegungen 2019 sind die Planungen nun schon sehr weit gediehen. Zwei Firmen haben sich demnach unabhängig voneinander mit dem Angebot und der Ausrichtung des Zentralklinikums befasst. „Es wurde in enger Abstimmung mit dem Land Niedersachsen viel gerechnet und geplant“, sagt der Geschäftsführer. Im Interesse des Landes sei auch ein gewisser Bettenabbau gewesen, der bei geplant 344 Betten (plus 120 in Bassum) auch moderat gegeben sei. Gleichzeitig sei aber auch gefordert worden, wieder eine Geburtshilfe einzurichten. „Wir haben 2000 Geburten im Landkreis jährlich“, sagt Lorenzen.

Noch keine genauen Kosten

​​​​​​​Das mit Hilfe des Büros Endera aus 16 angebotenen Grundstücken ausgewählte ist bereits vom Landkreis gekauft worden. Auch sind Prototypen der Patienten-Zimmer erstellt worden, damit das Personal deren Praxistauglichkeit testen kann. Was noch nicht vorliegt - zumindest nicht öffentlich - sind die Kosten. Der Geschäftsführer: „Wir sind jetzt gerade dabei, erstmals alles zusammenzurechnen.

Im Januar 2023 soll dann der Förderantrag beim Land mit den verlässlichen Kosten abgegeben werden. “Wichtig aber für Uwe Lorenzen: Es gibt das Wort der niedersächsischen Gesundheitsministerin, 80 Prozent der förderfähigen Kosten zu übernehmen. Dazu gehören beispielsweise nicht die ambulanten Einrichtungen, und so würden weit mehr als 20 Prozent der Investitionskosten vor Ort bleiben. Lorenzen hofft auf Unterstützung des
Trägers, also des Landkreises: „Der Klinikverbund wird das nicht selbst tragen können. Wir hätten sonst eine Riesenhypothek für die Zukunft.“ Die Eröffnung des Klinikums ist für 2028 geplant.