Zentralklinik Der nächste Schritt

Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung beginnt am 5. Mai

Twistringen – Es ist der nächste Schritt auf dem Weg zur Zentralklinik: Die frühzeitige Beteiligung von Einwohnern und Trägern öffentlicher Belange am Bauleitplanverfahren beginnt am Mittwoch, 5. Mai, mit einer digitalen Infoveranstaltung. Zu der kann sich jeder, der mag, zuschalten. Es wird auch möglich sein, Fragen zu stellen.
Bei der Veranstaltung werden ausschließlich Eckpunkte der Bauleitplanung vorgestellt und diskutiert. Sprich: Es geht um das Grundstück und die allgemeinen Rahmenbedingungen, und noch nicht darum, wie das Gebäude konkret aussehen wird.

Informationen dazu sollen in weiteren Veranstaltungen folgen. Das verkündeten Vertreter der Stadt Twistringen, des Landkreises und des Klinikverbundes am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Eine wichtige Frage bei den Planungen zur Klinik lautet: Wie stark ist die Geruchsbelastung, zum Beispiel durch umliegende Ställe? Mittlerweile liegen dazu Gutachten vor.

Diese kommen jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das hat mit verschiedenen Herangehensweisen zu tun, die aber allesamt anerkannt sind. Manche Gutachten berechnen zum Beispiel auch Ställe mit ein, die etwas weiter weg liegen. In anderen Gutachten finden diese keine Berücksichtigung mehr.
Um Klarheit zu schaffen, kommen jetzt zusätzlich Experten mit geschulten Nasen ins Spiel. Über Monate suchen sie immer wieder den geplanten Standort in Borwede auf, um Gerüche bei unterschiedlichen Windrichtungen und Temperaturen wahrzunehmen und zu dokumentieren. Dieses Vorgehen nennt sich Raster-Begehung. Laut dem Ersten Kreisrat Wolfram van Lessen rechnen die Gutachter damit, dass die
dabei festgestellten Geruchswerte im unteren Bereich liegen werden. Das Ergebnis wird für September erwartet.

Und wie sieht’s mit Lärm aus? An dem Standort ist das Rauschen der B51 zu hören, ebenso wie die Bahn, das Gewerbegebiet und Windräder. Das lasse sich aber durch entsprechende bauliche Maßnahmen am Krankenhaus regeln, erklärt van Lessen.
Insgesamt orientieren sich die Immissionswerte eines Krankenhauses an den Werten eines Wohngebietes. Das Krankenhaus soll so gebaut werden, dass es bis 2050 klimaneutral ist. Zuluft- und Abluftsysteme könnten helfen, dieses Ziel zu erreichen. „Das könnte bedeuten, dass man die Fenster vielleicht gar nicht mehr öffnet“, sagt van Lessen. Das gebe es heutzutage öfters in modernen Gebäuden. So ein
System könnte zum Beispiel auch in puncto Lärm dienlich sein.

Einerseits soll ein Krankenhaus möglichst ruhig liegen, andererseits gut angebunden sein – Landrat Cord Bockhop betont, dass Abwägungsprozesse bei solch einem Projekt dazugehören. „Wenn Sie irgendwo in Niedersachsen zehn Hektar bebauen wollen, dann kommen Sie immer in die Nähe einer Naturschutzfläche, eines Moores, eines Windrads, einer Bundesstraße oder eines Wohngebiets.“
Der Landrat geht auch auf die Flächenversiegelung ein. Wo die Klinik entstehen soll, ist derzeit Acker. Er macht keinen Hehl daraus: „Wir versiegeln Fläche, das ist so. Aber wir werden damit sehr verantwortungsvoll umgehen.“ Es werde Ausgleichsmaßnahmen geben.
Für diese soll nicht noch mehr Ackerfläche verschwinden. Zudem versichert der Landrat, dass Landwirte die Flächen in der Nachbarschaft der geplanten Klinik weiterhin bewirtschaften können. „Kann man noch Mais anbauen? Ja, kann man!“, verdeutlicht er.

Laut Bockhop gibt es noch sehr viele Detailfragen zu klären. Ein wichtiger Aspekt sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf des Krankenhauspersonals. Wie sieht der Bedarf für Kinderbetreuung aus? Soll diese direkt auf dem Grundstück erfolgen?
Es sei noch nicht an der Zeit, solche Fragen abschließend zu klären, „aber wir sammeln die schon mal.“ Vieles laufe parallel.
Das sei auch gut so. „Wir wollen und müssen Förderung des Landes bekommen“, betont Cord Bockhop. Bummelt der Landkreis, stehen diese womöglich auf dem Spiel.
Aktuell läuft auch der Planungswettbewerb. Zwölf Generalplaner sind daran beteiligt. Sie sollen nicht nur ein Konzept für die Architektur entwickeln, sondern ein Gesamtpaket, zu dem auch die technische Ausstattung gehört.
Die eingegangenen Entwürfe bewertet eine Jury, bestehend aus namhaften Architekten aus dem Krankenhausbereich und aus Vertretern des Landkreises sowie des Klinikverbundes.
Deren Entscheidung soll am 21. Juli fallen. Wer den Zuschlag bekommt, steht dann allerdings noch nicht fest. Zunächst ermittelt die Jury drei Gewinner. Anschließend beginnen Verhandlungen mit den Büros, und es wird noch mal bis Ende September genauer geschaut, wer die nötigen Leistungen am besten erbringen kann. Nach den Sommerferien sollen die Ergebnisse des Planungswettbewerbes ausgestellt werden.
„Man soll sich in diesem neuen Krankenhaus wohlfühlen können“, sagt Uwe Lorenz, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikverbunds. „Dafür brauchen wir die Bauleitplanung. Die wird uns die Planken dafür geben.“

 

Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Samstag, 10. April 2021, von Katharina Schmidt