Klinik-Neubau im Kreis Diepholz - Entwurf überzeugt mit innovativer Idee

Sieger des Architektenwettbewerbs für geplanten Neubau eines Zentralklinikums im Landkreis Diepholz gekürt

Landkreis Diepholz. Hell, mit viel Grün und innovativ: Beim Architektenwettbewerb rund um den geplanten Neubau eines Zentralkrankenhauses für den Landkreis Diepholz steht nun der Gewinner fest. Ludes Architekten aus Recklinghausen haben zusammen mit Brandenfels landscape and environment, Sondermann und Möller, Passau Ingenieure sowie der Rieker Planungsgesellschaft die Fachjury mit ihrem
Entwurf überzeugen können und den ersten Preis beim Architektenwettbewerb gewonnen.
Punkten konnte das entworfene Krankenhaus dabei nicht nur mit seiner Optik, sondern auch mit seiner Funktionalität: „Das Krankenhaus hat total kurze Wege“, hob Uwe Lorenz, einer der beiden  eschäftsführer
des Klinikverbundes Diepholz, hervor.
Insgesamt umfasst das Krankenhaus, das auf einem Areal im Twistringer Ortsteil Borwede entstehen soll, eine Bruttogrundfläche von 40.700 Quadratmetern. Mit einer Außenlänge von 145 Metern geht das Gebäude dabei eher in die Fläche als in die Höhe. Das besondere an dem Entwurf: Obwohl sowohl Notaufnahme als auch Haupteingang ebenerdig erreichbar sind, konnte der gesamte medizinische Bereich mit Behandlung, Therapie und Diagnostik auf einer Ebene untergebracht werden. Möglich wird das durch eine Absenkung des Bodens in einem Bereich, sodass die Notaufnahme mitsamt aller weiterer Behandlungsräume zwar im Untergeschoss liegt, aber dennoch Tageslicht hat und ebenerdig erreichbar ist.
„So einen Entwurf habe ich bisher noch nie gesehen“, erzählte Michael Höge, Chefarzt der Kardiologie im Diepholzer Krankenhaus. Dass die gesamte Versorgung der Patienten auf einer Ebene stattfinden könne, sei das Geniale an dem Entwurf. „Es gibt nur einen kleinen Teil ohne Tageslicht und das sind Räume, wo man das eh nicht braucht“, erklärte der Chefarzt, der voll des Lobes für den Entwurf war: „Es ist wirklich außergewöhnlich von der Funktionalität her. Das ermöglicht eine Medizin der ultrakurzen Wege.“
Der Haupteingang des Krankenhauses befindet sich im Stockwerk darüber, dem eigentlichen Erdgeschoss des Gebäudes, in dem neben Verwaltung und Cafeteria auch die Geriatrie untergebracht
werden soll, die einen eigenen, innenliegenden Garten bekommt.
Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich dann die Patientenzimmer, die allesamt nach außen liegen und somit einen guten Blick in die Natur bieten. Auch auf der Patientenebene ist ein großer Innengarten geplant, ebenso wie eine Ruhe-Oase davor.
„Das schöne ist, dass wir im Pflegebereich eine Ruhe schaffen können, die ich noch nie so in einem Krankenhaus gesehen habe“, berichtete Brunhilde Ebenthal, Pflegedirektorin beim Klinikverbund.
„Alles, was Hektik ist, findet woanders statt.“ Auch könne man durch den Rundgang des Gebäudes die Pflege gut in kleinere Bereiche untergliedern und diese auch bei Bedarf flexibel anpassen.
Naturbezogene Atmosphäre Auch optisch konnte der Entwurf die Fachjury sowie die beratenden Vertreter aus Politik, Kreisverwaltung, Kommune und Land überzeugen. Zum einen lobten die Verantwortlichen die naturbezogene, lichtdurchflutete Atmosphäre im Inneren des Gebäudes.
„Das Krankenhaus hat uns auch so begeistert, weil es gar nicht so krankenhausmäßig daherkommt“, erklärte Lorenz. Es habe vielmehr einen Wohlfühlcharakter und fast schon Hotelatmosphäre. Aber auch die Außenansicht mit einer hellen, von vielen Fenstern gesäumten Fassade fand Gefallen: „Ich finde auch gut, dass das Gebäude nicht so hoch ist und sich gut in die Landschaft einfügt“, erklärte Twistringens Bürgermeister Jens Bley. „Und es wird zwar eine Ackerfläche für das Krankenhaus versiegelt, aber die Planung gibt der Natur auch ganz viel wieder zurück“, merkte er mit Blick auf die Begrünung der Innenhöfe sowie des Außengeländes an. „Es gibt auch noch Erweiterungsmöglichkeiten und Potenziale“, lobte auch Landrat Cord Bockhop den Entwurf.
Dennoch könne der Krankenhausbau auch für sich alleine stehen. „Ein Gebäude muss funktionieren sowohl von der Optik als auch der Nutzung. Das findet sich hier alles wieder.“
Zwei Tage lang hatte sich die Fach- und Sachjury mit den insgesamt zwölf eingereichten Modellen beschäftigt. Daraus waren vier Vorschläge ausgewählt worden, mit denen sich die Jury schließlich näher beschäftigte. „Zwei davon haben wir mit einer Anerkennung versehen, weil sie schon positiv herausstachen“, erklärte Bockhop. „Aber letztlich hatten wir einen klaren Favoriten.“
Einstimmig habe sich die Jury für den Entwurf von Ludes Architekten ausgesprochen. Aber auch der Zweitplatzierte hat die Mitglieder begeistert. „Damit haben wir eine sehr gute Alternative in der Hinterhand“, erklärte Bockhop.
Ziel ist es aber nun, den Sieger-Entwurf auch umzusetzen, wie der Landrat betonte. Das hängt allerdings auch von den Kriterien ab, die bereits vor der europaweiten Ausschreibung aufgestellt worden waren. Die Entscheidung der Jury macht dabei aber immerhin 50 Prozent aus.

 

Artikel erschienen im Syker Kurier, am, Donnerstag 22. Juli 2021, von Esther Nöggerath